Gesetze und Befehle

Pfarrer Dr. Ludwig Hellriegel2 schreibt 30 Jahre nach dem Tod von Adolf und Emma: „Es gab unzählige Verfolgungen von Minderheiten, aber den von Staats wegen befohlene Mord an Behinderten hatte es noch nie gegeben."

 

Gab es denn wirklich Gesetze und Befehle, die den Mord an Adolf und Emma Möbius ermöglichten?

Gesetze, die den Mord an behinderten Kindern legalisierten?

Und wenn ja, warum hatte man diese Gesetze gemacht?

Was hatten diese Kinder getan?

Gerade diese Kinder hätten doch besonderen Schutz gebraucht, da sie sich ja nicht wehren konnten. 

Warum wurden sie zu Außenseitern in der Gesellschaft gemacht?

Bei unserer Internetrecherche stießen wir auf eine Rede Adolf Hitlers. 


1929 erklärte er auf dem Reichsparteitag in Nürnberg:

 „… (dass die) Beseitigung von 700.000 bis 800.000 der Schwächsten von einer Million Neugeborenen jährlich, eine Kräftesteigerung der Nation bedeute und keinesfalls eine Schwächung. (11)


Hitler wollte also die Schwachen nicht schützen, sondern ermorden.

Durch diese Morde sollte das deutsche Volk gestärkt werden.

Informationstafel in der Austellung der Vitus-Klinik Eichberg (22.1.2015)
Informationstafel in der Austellung der Vitus-Klinik Eichberg (22.1.2015)

Hier eine Propagandatafel, die wir in der Ausstellung auf dem Eichberg fanden und die die Angst vor Behinderten schüren sollte.

Hitler stützte sich dabei auf Alfred Ploetz, dem Begründer der deutschen Rassenhygiene. Dieser forderte bereits 1895:

 

„...die menschliche Nachkommenschaft nicht irgendeinem Zufall einer angeheiterten Stunde [zu] überlassen. […] Stellt es sich trotzdem heraus, dass das Neugeborene ein schwächliches und missratenes Kind ist, so wird ihm vom Ärztekollegium, […] ein sanfter Tod bereitet, sagen wir durch eine kleine Dosis Morphium […].“(12)

 

Hitler wollte so den Zustand der arischen Rasse verbessern. Ab Oktober 1939 gab es ein Programm, um behinderte Menschen zu töten. Es nannte sich das Euthanasie- oder Gnadentodprogramm (13)

Die Ausdrücke "Gnadentod" und "Euthanasie", was "schöner" oder "richtiger Schlaf" bedeutet, sollten den Mord an Menschen beschönigen.

 

Babys, Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene, die aufgrund einer geistigen oder körperlichen Behinderung nicht ins Bild der arischen Rasse passten, fielen diesen Plänen zum Opfer.

 

Adolf und Emma Möbius waren einige von über 5000 kranken und behinderten Kindern, die deshalb sterben mussten.

 

In diesem Zusammenhang fiel auch sehr häufig der Begriff: "Lebensunwertes Leben." (14)

Informationstafel in der Austellung der Vitus-Klinik Eichberg (22.1.2015)
Informationstafel in der Austellung der Vitus-Klinik Eichberg (22.1.2015)

Die Broschüre wurde 1920 von dem Juristen Karl Binding und dem Psychiater Alfred Hoche veröffentlicht. Sie begründeten darin ihre Forderung der Vernichtung lebensunwerten Lebens und umrissen die Rahmenbedingungen für die Durchführung.

Das heißt nichts anderes, als dass Adolf und Emma Möbius kein Einzelschicksal darstellen.

 

Die Geschwister Möbius und viele andere Kinder entsprachen nicht einer festgelegten Norm. Aufgrund ihrer Behinderung entschieden Menschen darüber, dass sie nicht "wertvoll" genug waren um leben zu dürfen.