Staatsarchiv

Unsere Anfrage an das Staatsarchiv hatte nur einen Teilerfolg, denn leider fanden sich keine Patientenakten von Emma oder Adolf Möbius. So konnten wir über Emmas Schicksal nichts herausbekommen. Aber wir erhielten Informationen über Adolf Möbius.

In diesem Dokument fordert das Standesamt in Erbach die Landesheilanstalt auf dem Eichberg auf, Unterlagen, der dort verstorbenen Kinder nachzureichen.

Aus diesem Dokument geht hervor, dass Adolf Möbius definitiv in der Klinik Eichberg am 25.9.1943 verstorben ist. An diesem Tag verstarb mit ihm noch ein Kind.

Hier haben wir erstmalig ein Orginaldokument mit dem Todesdatum von Adolf in Händen.(6)

Auffällig ist, das dieses Datum nicht mit dem Datum übereinstimmt, welches bis jetzt in der Literatur genannt wurde. Adolf starb nach unseren Unterlagen 5 Tage früher als bis jetzt angenommen. Er wurde wohl auch nicht unter dem Namen Ernst begraben, wie es im Aufsatz von Dr. Ludwig Hellriegel angegeben war.

 

Die Klinik Eichberg meldet dem Standesamt auf seine Nachfrage, dass die Geburtsurkunde von Adolf Möbius noch nicht eingegangen sei.

Die Sterbedaten sind identisch. (7)

 

Hier befindet sich derselbe Namen mit den identischen Sterbedaten auf   zwei unterschiedlichen Dokumenten, sodass wir sicher sind, das richtige Sterbedatum von Adolf herausgefunden zu haben.

Dass die Todesfälle auf dem Eichberg bekannt waren und es sich bei Emma und Adolf Möbius um keine Einzelschicksale handelte, verdeutlicht auch dieses Dokument:

Über 500 statt 60 Tote auf dem Eichberg in nur einem Jahr (1941).

Ein Regierungsoberinspektor hinterfragt die Gründe für den enormen Anstieg der Sterbefälle nicht, sondern fordert für die Dauer des Krieges ein eigenes Standesamt auf dem Eichberg an, da die Arbeit nicht mehr bewältigt werden könne. Diese Morde fanden also im Wissen der Regierung statt. (8)

Adolf und Emma Möbius wurden von zu Hause abgeholt, ohne dass der Mutter Zeit blieb, für die beiden einen Koffer mit Kleidung und Spielzeug zu packen, berichtete uns die Schwester der ermordeten Kinder.

Persönliche Gegenstände waren aber auch gar nicht erwünscht. Aus der Anweisung geht hervor, dass jedem Kind nur höchstens eine Garnitur Wäsche zustand.

Ein längerer Aufenthalt schien nicht vorgesehen zu sein, wie es ja auch das Beispiel Adolf Möbius beweist...

Alternativ
Beschrift

Für die Aufnahme von Kindern unter 14 Jahren gab es einheitliche Vorschriften,die sicherlich auch für Emma und Adolf Möbius galten. (9)

Sie wurden laut diesem Dokument nach ihrer Ankunft im Ärztezimmer der Kinderfachabteilung in ein Aufnahme-und Abgangsbuch eingetragen.

Auffällig für uns ist, dass  der Begriff "Abgang" und nicht der Begriff

" Entlassung" verwendet wurde.

Bei ihrer Einlieferung war also klar,dass sie die Klinik nicht lebend verlassen würden.


Uns hatte die Frage beschäftigt, wie und wo Emma und Adolf Möbus ihre letzte Ruhe fanden. In den Archiven fand sich ein Hinweis darauf, dass die Toten in einem Sarg auf einem Grabfeld beerdigt wurden. Allerdings ist diese Anweisung von 1947 und wir sind nicht sicher, ob sie auch für die getöteten Kinder galt.

Anordnung für den Leichenhaus-und Begräbnisdienst.

Erschreckend ist - nach Kriegsende- der letzte Satz:

Ungeeignete sind auszusondern und zurückzulassen. (10)

Wir wollten uns jetzt näher mit der Frage beschäftigen, wie es zum  Tod von Emma und Adolf kommen konnte und welche Gesetze und Befehle dies ermöglichten.